Wie Filmfiguren den Weg finden

»Paula geht in Richtung Institutsausgang«, so steht es im Drehbuch, also geht die Filmfigur Paula in Richtung Institutsausgang. Im Dasein von Kinocharakteren sind die Wege schließlich vorgeschrieben.

Aber Moment! Wie weiß Paula eigentlich, wo der Ausgang ist?
Ist es das Schicksal, das ihr den Weg weist?

Nein, sie folgt natürlich den Schildern, denn die gibt es auch in imaginären Welten. Paula entstammt dem Spielfilm »The Ordinaries« (DE 2022, Regie: Sophie Linnenbaum), für den die hier gezeigte filmische Corporate Identity inklusive Wegeleitsystem entstand.

Als Teil des Production Design (Szenenbild: Josefine Lindner & Max-Josef Schönborn, nominiert für den Deutschen Filmpreis 2023) konzipierte Vistro Studio eine visuelle Identität mit Formensprache, Typografie, Farbpalette und Requisitengrafiken für das »Institut«. Diese übermächtige Einrichtung kontrolliert das gesellschaftliche Leben und bleibt doch im Markenbild auffällig unauffällig. Stets erscheint nur das Logo-Achteck, einen Schriftzug gibt es bewusst nicht.

Auf den ersten Blick wirkt das Institut serviceorientiert, mit farbcodierten Abteilungen und Piktogrammen, aber absurde Notfallpläne in den Fluren zeigen: wirkliche Hilfe kann die Protagonistin Paula hier nicht erwarten. Gut, wenn da der Weg in Richtung weitere Handlung ausgeschildert ist …

Im Kino sind Filmgrafiken meist nur für Sekundenbruchteile oder verschwommen im Hintergrund sichtbar. Dagegen zeigt dieser Beitrag vom Retro-Computerscreen bis zum cineastischen Wortspiel an der Bürotür die reale Detailtiefe, die eine erfundene Welt zum Leben erweckt.

Jeder Mensch

Entwicklung einer visuellen Identität für die Initiative Jeder Mensch
durch Viola von Zadow mit m12.studio

Europa braucht Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit: Umweltzerstörung, Klimakrise, Künstliche Intelligenz, die Macht der Algorithmen, Populismus, neue Autokratien, ungehemmte Globalisierung, Bedrohung der Rechtsstaatlichkeit und Krieg.

Der Jurist und Autor Ferdinand von Schirach hat in seinem Buch „Jeder Mensch” seine Vision skizziert, wie wir die Idee von Europa erneuern und zukunftsfest machen können. Die zu diesem Zweck gegründete Stiftung Jeder Mensch e.V. arbeitet an der Umsetzung dieser Ziele: Sechs neue Grundrechte für Europa. Mit deren Realisierung wird es möglich, juristisch gegen die Probleme unserer Zeit vorzugehen.

So einfach wie diese sechs neuen Grundrechte formuliert sind, so einfach sollte auch unsere visuelle Identität sein. Dennoch sollte sie flexibel umsetzbar sein und erweiterbar auf alle Länder und Sprachen der gesamten Europäischen Union. Unser Ziel war es außerdem, die Einfachheit mit einer positiven – beinahe utopischen – Ausstrahlung zu verbinden. Entstanden ist ein flexibles visuelles System, das auf einem simplen blauen Punkt basiert. Dieser steht nicht nur für jeden einzelnen Menschen, sondern auch für unzählige weitere Themen: vom Globus bis zur Europaflagge, von Kreislaufwirtschaft bis Nachhaltigkeit, von Kompass bis Utopie. Frei nach Maja Göpel: Die Zukunft ist rund.

rasant Spielzeugfahrrad

Der Produktdesigner Alex Rex möchte mit »rasant«, einem Spielzeugfahrrad aus Holz, die Verkehrswende ins Kinderzimmer bringen. »rasant« birgt einen ersten spielerischen Zugang zu umweltbewussten Transportmitteln. Für einen starken Markenauftritt und das Verpackungsdesign hat Alex Rex Thea Sparmeier von Studio Dots & Ducks beauftragt. Formgebend für das Logo des Spielzeugfahrrads ist der charakteristisch geschwungene Rahmen der kindgerechten Interpretation des Fahrrads. Der Schriftzug »rasant« ist durch seine runden Buchstaben verspielt und mit seiner klaren Formsprache trotzdem – wie das Fahrrad auch – auf das Wesentliche reduziert. Passend zur Anwendung des Produkts wirkt das Signet durch seinen leichten Anstieg dynamisch. Ebenfalls Teil der Markenentwicklung ist die Hausschrift, welche gut lesbar ist und Hinweis auf die spielende Zielgruppe geben soll. Nunito ist eine gut ausbalancierte Grotesk-Schrift, die durch ihre runden Strichabschlüsse weich und greifbar wirkt.
Um das »rasant« in Ladengeschäften verkaufen oder zu Käufer*innen schicken zu können, brauchte es eine Verpackung. Hierfür wurde ein Gestaltungskonzept entwickelt, welches Verpackungsmaterial spart, spielerisch auf den Wert der Verpackung aufmerksam macht und Produktionskosten verringert. Der Umkarton kann ohne weitere Verpackung verschickt werden und lässt sich nach dem Auspacken in einen Fahrradunterstand umwandeln, sodass die Verpackung ins Spiel integriert werden kann.
Es freut Dots & Ducks sehr, dass »rasant«, zusammen mit dem Verpackungsdesign, den reddot designaward 2023 gewonnen hat.

Redesign uniClever e. V.

Die studentische Unternehmensberatung uniClever e. V. wurde 1998 gegründet und hat sich seitdem zu einer erfolgreichen Plattform für Studierende und Unternehmen entwickelt. Mit zahlreichen Angeboten, wie der Karrieremesse uniContact, unterstützt sie Studierende beim Berufseinstieg in die Consulting-Branche und bietet Praxisprojekte mit hochkarätigen Partner:innen.

Um diese Vielfalt und Qualität zu kommunizieren, führten wir ein umfassendes Redesign der Markenfamilie durch, das Werte und Ziele des Vereins widerspiegelt, mit früheren kleinteiligen Gestaltungsansätzen bricht und seine Bestandteile unter einer soliden Corporate Identity zusammen führt.

Herzstück des neuen Designs ist die Bildmarke, die aus dem Grundriss der Kolonnade am Neuen Palais, zugleich Sitz des Vereins und Symbol seiner Verbundenheit mit der Uni Potsdam, abgeleitet ist. Sie zeigt einen aufstrebenden Pfeil, der aus einem Quadrat herausragt und den ihn umgebenden negativen Raum nutzt, um die Form der Kolonnade abzubilden. Der Pfeil steht für Erfolg und Innovation, die uniClever e. V. seinen Mitgliedern und Partnern bietet.

Das neue Farbkonzept ist jung, zukunftsorientiert und elektrisierend – ein Spiel mit Designtrends und zeitlose Basis. Es bewegt sich am Plus der Zeit und lebt von knalligen Kontrasten. Gemeinsame Grundfarben schaffen eine einheitliche Basis. Dazu besitzt jede Submarke für sich zwei individuelle Akzentfarben.

Das Designsystem ist flexibel und erweiterbar gestaltet, um neue Angebote und Touchpoints zu integrieren und den Anforderungen eines sich wandelnden Marktes gerecht zu werden.

PROXEMIK

Proxemik (von lat. proximare = sich nähern) ist ein Buch von May-Britt Franzen und Birte Rauch, welches sich mit räumlichen Konstellation von Kommunikations- oder Interaktionspartner*innen auf expremientelle und fotografische Weise auseinandersetzt.

Unsere Zeit ist geprägt von politischen Spannungen und einer immer stärker werdenden Spaltung der Gesellschaft. Basis einer funktionierenden Demokratie ist der Dialog: Nur mit einer positiven Dialogkultur können Konflikte geschlichtet und Kriege vermieden werden. Voraussetzung für einen geglückten Dialog sind vor allem elementare Verhaltensregeln wie das Zuhören und der gegenseitige Respekt.

Räumliche Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Was macht eigentlich der 6 m lange Tisch, der zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und anderen Politiker*innen steht, mit dem Gespräch? Wieso werden in Talkshows eher runde Tische genutzt? Wie kann gutes Design die Demokratie fördern? Welche Rolle spielt die Ausrichtung der Augenpaare von Dialogpartner*innen? Dieses Buch erforscht experimentell, welchen Einfluss der Raum auf die Kommunikation hat. Es gliedert sich in vier Abschnitte: Abstand, Konstellation, Ausrichtung und Form, wobei die Grenzen zwischen den Arbeiten fließend sind. Ziel ist eine Vergleichbarkeit der verschiedenen Situationen zu ermöglichen.
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Das Projekt ist entstanden im Rahmen des BA Kommunikationsdesign an der FH Potsdam. Betreut wurde es von Vert.-Prof. Susanne Stahl.

GoFilter

Umgeben von Wasser erkennt ein Werderaner den Bedarf an einem Kraftstoffreinigungssystem für Motorboote auf dem europäischen Markt. Dieses entfernt Wasser sowie andere Partikel und verhindert einen Bakterienwachstum im Diesel oder Benzin. Dadurch wird der Kraftstoff sauber gehalten, unerwartete Motorschäden reduziert und das Umkippen oder Verunreinigen der Flüssigkeiten im Tank vermieden. Somit ist dieses in Europa einzigartige System interessant für jeden Typen der privaten und geschäftlichen Bootsbesitzer:innen.

Doch für eine erfolgreiche Markteinführung des Produkts bedarf es mehr als einer guten Idee und dabei kommen wir ins Spiel. Gemeinsam mit Benjamin Weisser kamen wir in einem Brand-Workshop den Vorstellungen und Zielen sehr viel näher und die Corporate Identity bildete sich im Kern heraus.

Darauf aufbauend konnten wir den Namen GoFilter prägen und in eine Wortmarke umsetzen. Das markante O verweist zum einen an den verwendeten SEPAR-Filter und wird von uns mit einer guten Zeit in Miami Beach oder den Florida Keys assoziiert. Schließlich kam der zündende Gedanke von einem der Gründer bei seinem Aufenthalt in den USA. Alle weiteren Gestaltungselemente folgen der Brand Story und feiern die neue Freiheit der glücklichen Produktbesitzer:innen.

Für das Roll-Out der Marke entstanden die Website, umgesetzt durch Clemens Fait, die Geschäftsausstattung sowie erste Kommunikationsmittel für die Kundenakquise.

Zukunftsbilder 2045

Unsere täglichen Nachrichten lassen die Zukunft oft wie einen Ort ohne Hoffnung erscheinen. Doch wo sind die positiven Zukunftsnarrativen, die Orientierung spenden und motivieren? In dieser Polykrise brauchen wir als Gesellschaft eine glaubwürdige und sinnliche, lebensnahe Gesamterzählung der großen Transformation. Und Bilder, die eine positive Zukunft erfahrbar machen. Über zwei Jahre hat unser Team intensiv mit zahlreichen Städtepartnern, Expert:innen und NGOs zusammengearbeitet, um gemeinsame Zukunftsbilder zu entwickeln.

Das Ergebnis ist ein Buch und eine Onlineplattform: Das Buch nimmt den Leser mit auf die Reise in eine inspirierende Zukunft. Über 30 einzigartige Zukunftsbilder und eine imaginäre, aber realistische Reisereportage aus dem Jahr 2045 zeigen, wie Städte und Orte des gesellschaftlichen Lebens aussehen können, wenn uns der sozial-ökologische Wandel gelingt. Regenerative Lösungen, wie die Kreislaufwirtschaft und vertikale Gärten, Permakultur und Schwammstädte, Superblocks oder Gemeinwohlbanken laden ein, entdeckt zu werden. Wir möchten zum Mitmachen inspirieren, sich selbst eine bessere Zukunft vorzustellen. Auf der Onlineplattform lassen sich weitere Zukunftsbilder finden sowie einen Methodenkoffer. Dieser hilft Individuen und Gruppen sich schrittweise in eine positive Zukunft einzudenken und -fühlen und daraus konkrete Handlungen abzuleiten.

Das Buch: realutopien.info/zukunftsbilder-2045
Die Plattform: realutopien.info

Ein Projekt von Reinventing Society | Autoren: Stella Schaller, Lino Zeddies, Ute Scheub, Sebastian Vollmar. Verlag: oekom Verlag

Sorbische Liebe

Die Stiftung für das Sorbische Volk hatte im Jahre 2021 dazu aufgerufen, Ideen zur Verbreitung der Sorbischen Sprache einzureichen, die im Jahr 2022 umgesetzt werden sollten.
Meine Idee war, Kondome mit Sorbischem Motiv und/oder Slogan auszustatten. Hintergrund dieser Idee war vor allem die Erschließung neuer Zielgruppen, welche ich vor allem im Bereich Jugend/Azubis/Studenten sah, die bisher aus der Schule oder durch einen Zuzug aus anderen Bundesländern keine Berührung mit dem Sorbischen hatten. Kondome sind ein Kommunikationsmittel, welches in Clubs und Diskotheken sowie an Unis und Schulen sehr gut ausliegen und verteilt werden kann. Es ist ein Produkt für eine sehr positiv belegte zwischenmenschliche Kommunikation und für mich somit ideal als Mittler. Ich wählte als Motiv den Schlangenkönig aus der Mythologie der Spreewaldregion und herrlich zweideutig in diesem Zusammenhang. Als Zusatz und Sprachelement habe ich das Sorbische “Ich liebe Dich” dazugesetzt. In der 2. Auflage habe ich ein zweites Motiv hinzugefügt. Dieses Mal die bekannte Gurke, ebenfalls Spreewaldsymbol, ebenfalls zweideutig aufzufassen. Meine Entwicklung hat beim Landkreis Dahme-Spreewald sehr große Freude ausgelöst, der Druck wurde finanziell gefördert, die Kondome werden im Umfeld und Wirkungsbereich der Sorbischbeauftragten sehr erfolgreich als Botschafter eingesetzt und ich erhalte stets sehr positives Feedback, wenn ich die Kondome präsentiere oder auslege. Die Motive habe ich im Rahmen der Umsetzung meines Sorbisch/Deutschen Memoryspiels entwickelt und illustriert.

variable font “Rhizome”

In dem Projekt beschäftigte ich mich mit der unregelmäßigen und zufälligen, aber sich immer wieder gegenseitig erweiternde Rhizome-form. Diese versuchte ich aus der Sicht einer Gestalterin zu analysieren. Anhand der grafischen Experimente interpretierte ich sie neu, indem ich sie in Typografie umgesetzt habe.

Durch das Projekt konnte ich Schrift abstrakt auszudrücken bzw. darzustellen und über die Grenzen zwischen Schrift und Grafik nachdenken. Eine Schrift hat das Ziel, dass sie bei der Ausführung funktioniert. Ich wollte wissen, ob meine Schrift immer noch eine Schrift sein kann, auch wenn sie ihre Funktion, nämlich die Lesbarkeit, verliert. Gleichzeitig wollte ich auch erforschen, wie man den abstrakten Ausdruck aus dem Buch „Tausende platour”, in der Typografie anwenden kann. Die Lesbarkeit meiner Schrift ist sehr schlecht. Bei einem kleinen Variablenwert ist es schwierig zu erkennen, dass es eine Schrift ist und das bedeutet, dass der Schimmelpilz kaum gewachsen ist. Mit zunehmender Zeitachse erweitert sich die Form von einem Punkt zu einer Linie und von einer Linie zu einer Fläche und nimmt langsam die Form einer Schrift an. Nähert sich die Zeitachse dem Maximalwert, dehnt sich die Form der Schrift in verschiedene Richtungen immer weiter aus, wodurch die Glyphen sich überlappen und einander stören. Die Schrift entwickelt sich, zu einer Form, deren Anfang und Ende schwierig zu erkennen ist. Je nachdem, wie der Parameter sich verändert, kann unser Blick endlos wandern und stoppen, was durch die schlechte Lesbarkeit der Schrift möglich ist.

Haptik

»Haptik« ist ein neues Magazin für zeitgenössische Fotografie« aus Berlin und Brandenburg. Zusammen mit Hermann Schulz und Vivienne Rischke entstand 2022 die Idee eine Sammlung physischer Fotografien von jungen Fotograf*innen aus Berlin und Brandenburg zu schaffen. Wir leben in einer voll vernetzten Welt, in der Bilder primär über leuchtende Bildschirme gesehen werden. Im Form des Magazins werden Bilder als solche wertgeschätzt und fassbar gemacht. Sie treten abseits digitaler Kanäle miteinander in den Dialog. Außerdem gibt das Magazin jungen Fotograf*innen aus Berlin/Brandenburg einen Ort ihre fotografische Arbeit zu zeigen und sich untereinander zu vernetzen.

Fünf Studierende der Fachhochschule Potsdam, Hermann Schulz, Vivienne Rischke, Birte Rauch, Marina Ortega und Tilla Borner, fungieren wir als Kurator*innen sowie als künstlerische Redaktion.

Die erste Ausgabe »Analog Turn« beschäftigte sich mit dem analogen Fotografieren und der Anordnung von eingesendeten Einzelbildern, als Kontrast zu der Auseinandersetzung mit einer Bildserie. Die eingefangenen subjektiven Realitäten der einzelnen Fotograf*innen beginnen im Magazin zu kommunizieren. Es ist der Versuch einer gemeinsamen Kuration eines fremden und vielfältigen Bilderpools. Mit den Bildern verbinden sich Texte, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem »Analog Turn« auseinandersetzen.