zum Schluss

Zum Schluss – Die Urne als singuläres Objekt

Der gegenwärtige Umgang mit Tod, Trauer und Bestattung ist geprägt von der gesellschaftlichen Transfor‐ mation, die sich in der Bestattungskultur durch Pluralismus und Individualität ausdrückt und zugleich im Wandel ist. Die Antwort in einer hoch industrialisierten und digitalen Gesellschaft ist, die Urne als singuläres Objekt zu sehen, um dem Bedürfnis nach Individualität in dem Prozess gerecht zu werden. Die Urne ist die letzte Gestalt, in der Eigenschaften, Leidenschaften und das Leben des Verstorbenen projiziert wer‐ den. Die Arbeit verfolgt das Ziel einer zeitgemäßen Interpretation des archetypischen Gefäßes. Seit je her ist die Verarbeitung des Rohstoffs Ton und dessen Brennen im freien Feuer ein stetiger Begleiter der Menschheit, unserer Geschichte und Entwicklung. Durch die manuelle Herstellung und das archaische Brennverfahren des Rauchbrand entstehen nicht reproduzierbare Unikate. Die Spuren des Feuer und Rauches hinterlassen unvorhersehbare und zufällige Oberflächengestaltung.

Wild Places, Quiet Spaces

In einer zunehmend urbanisierten Welt suchen immer mehr Menschen in der Natur einen Ausgleich zu ihrem hektischen Alltag. Camping hat sich dabei als eine beliebte Möglichkeit etabliert, wobei insbesondere Dachzelte eine der flexibelsten und komfortabelsten Unterkunftsformen darstellen.

Im Rahmen meiner Arbeit habe ich bestehende Dachzeltmodelle analysiert und ihre funktionalen Stärken sowie bauarttypischen Schwächen identifiziert. Ergänzend lieferten Nutzerbefragungen wertvolle Einblicke in konkrete Anforderungen und Problembereiche: Viele Teilnehmende berichteten von Unsicherheiten in herkömmlichen Dachzelten, insbesondere hinsichtlich Stabilität, Witterungsschutz und Schutz vor Fremdzugriffen. Zudem erwies sich die Nutzung auf dem Autodach in der Praxis häufig als einschränkend und unpraktisch.

Auf dieser Grundlage entwickelte ich ein Dachzeltkonzept mit festen, stabilen Wänden, das sowohl Schutz vor Kälte als auch vor ungebetenen Eindringlingen bietet, dabei jedoch leicht genug ist, um von zwei Personen problemlos abgenommen und auf dem Boden genutzt werden zu können. Durch die Kombination von Sicherheit, Mobilität und Komfort eröffnet das Konzept neue Nutzungsmöglichkeiten und entspricht den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer deutlich besser als bisherige Lösungen.

tea please

Essen und Trinken bilden einen wesentlichen Bestandteil einer jeden Kultur. Sie formen unsere soziale Identität. Als rudimentärer Teil von Ritualen prägen sie Traditionen. Was wäre ein Geburtstag ohne den Klang aneinander stoßender Gläser? Was wäre ein Besuch ohne die Frage „Kaffee oder Tee?“ Indem wir Essen servieren und ein warmes Getränk anbieten, drücken wir unsere Gastfreundschaft und Fürsorge aus – es ist ein Ausdruck des Willkommenseins, des Ankommens, ein Ausdruck von Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Gemeinsames Essen ist mehr als nur Essen. Wenn wir essen, kommen wir zusammen, wir kommunizieren, wir teilen – meistens begleitend: Keramik.
Die Teekanne verkörpert das Ritual des Zusammenkommens. Sie ist der Mittelpunkt des Geschehens und bleibt doch im Hintergrund. Bei einer guten Teekanne sind einige gestalterische Aspekte von Bedeutung. Wichtig ist die Tülle, die gut ausgießt und nicht tropft. Von Bedeutung ist der Henkel. Liegt er gut in der Hand? Ist das Gewicht der Kanne ausgeglichen, sodass sie sich gut anheben lässt? Und nicht zuletzt, wie kommen all diese Aspekte ästhetisch gesehen zusammen? Die Kanne „tea please“ vereint all das, fällt auf der einer Seite durch ihr Design auf und hält sich doch mit der angenehmen Nutzung im Hintergrund.

Coded Threads

In Zusammenarbeit mit der Weberei Shimogawa Orimono widmet sich dieses Projekt dem Material Kukuri Ito – einem robusten Baumwollgarn, das bei der Herstellung von Kurume Kasuri, einem traditionellen japanischen Ikat-Textil, eine zentrale Rolle spielt. Die Technik basiert auf einem Reservierungsfärbeverfahren, bei dem Garnabschnitte vor dem Färben abgebunden werden, um charakteristische verschwommene Muster zu erzeugen. Traditionell aus indigogefärbter Baumwolle gefertigt, wird Kurume Kasuri heute noch in etwa 20 Werkstätten in der Region Kurume hergestellt. Diese kombinieren alte Techniken mit modernen Verfahren wie mechanischen Webstühlen, chemischen Farbstoffen und automatisierten Abbindemaschinen. Kukuri Ito (括り糸) spielt hier eine zentrale Rolle: Der Faden wird abschnittsweise um das Garn gewickelt, wodurch bestimmte Bereiche beim Färben ausgespart bleiben. Nach dem Entfernen tritt das codierte Muster im Gewebe hervor. Das verwendete Kukuri-Garn nimmt die Färbung des Musters an und macht den Herstellungsprozess in abstrahierter Form sichtbar. Lokal wird bereits über eine mögliche Weiterverwendung dieses Materials nachgedacht.

Ausgehend von der Ästhetik und Logik des Herstellungsverfahrens untersuche ich das gestalterische Potenzial von Kukuri Ito auf Jacquard- und Schaftwebstühlen mit Fokus auf die Anwendung im Interior Design. Das Projekt rückt ein oft übersehenes Nebenprodukt ins Zentrum und interpretiert traditionelles Wissen zeitgenössisch neu. Ziel ist es, kulturelles Handwerk als Impulsgeber für Gestaltung und Austausch sichtbar zu machen.

FRAGMENTS

Am Anfang die Zerstörung: Gipsformen werden gebrochen – mit Gewalt und durch Zufall. Aus diesen Fragmenten entsteht durch experimentelle Ansätze im traditionellen keramischen Gießen eine Serie skulpturaler Gefäße, die die Ästhetik von Zerstörung und Erneuerung erforschen. Jedes Stück trägt Spuren des Prozesses und fängt das fragile Gleichgewicht zwischen Ende und Neuanfang ein – wie ein Phönix, der aus der Asche steigt.

Das Zusammenspiel unregelmäßiger Oberflächen, scharfer Kanten und markanter Ecken verleiht den Objekten ihre charakteristische rohe Schönheit. Formen und Texturen entstehen durch die gezielte Zerstörung der Gipsformen und vereinen dabei sowohl Gewalt als auch Zufall. Geleitet von einem stark taktilen und experimentellen Ansatz wird jede Oberfläche individuell gestaltet, sodass unverwechselbare skulpturale Unikate entstehen.

Die Gefäße basieren auf einem modularen System: Einzelne Formelemente lassen sich frei stapeln und kombinieren und formen so unzählige einzigartige Konstellationen – so zahlreich und vielfältig wie die Sterne am Himmel.

“FRAGMENTS” hebt die Dynamik des Unfertigen hervor, in der jeder Bruch Teil des Ergebnisses ist. Gestaltung erscheint hier als fortwährender Prozess, der im Machen, Berühren und Erleben wurzelt – ein Dialog zwischen Hand, Material und Transformation.

(Realisiert im Rahmen meiner Bachelorarbeit an der Fachhochschule Potsdam)

DOPPELHORN

Wir sind DAHLEDOHR – zwei Studienfreunde, die ihre Leidenschaft für Musik, Gestaltung und Technik teilen. Als junge Produktdesigner und Audio-Enthusiasten haben wir uns gefragt: Warum steckt der Audiomarkt oft fest zwischen altbackener HiFi-Romantik und oberflächlichen, gierigen Designentscheidungen?

Aus dieser Unzufriedenheit heraus entstand unser eigener Ansatz: Lautsprecher, die funktional, vielseitig und zugleich ästhetisch sind – von Hand aus ehrlichen, unkomplizierten Materialien gefertigt und zu einem Preis, der keine leeren Versprechen macht. Transparenz und Zugänglichkeit stehen für uns an erster Stelle.

Mit unserem Debütprodukt DOPPELHORN präsentieren wir eine kompromisslose Verbindung aus Tradition und Innovation. Inspiriert von klassischer Lautsprecherentwicklung und globaler Soundsystem-Kultur kombinieren wir einen 10-Zoll-Tieftöner in einem horngeladenen Bassreflexgehäuse mit einem externen Horntreiber.

Das Einsatzspektrum reicht vom Wohnzimmer über Cafés bis hin zur Tanzbar. Die speziell entwickelten 3D-gedruckten Hörner kontrollieren die Schallabstrahlung und reduzieren störende Umgebungsreflexionen – ein technisches Detail, das die Akustik verbessert und die Raumintegration erleichtert.
Wir haben das Gehäuse zudem an allen Seiten mit M20-Gewinden ausgestattet. So lässt sich das System flexibel ausrichten und anpassen – ein simples Baukastenkonzept für diverse Nutzungsszenarien. Auch Reparierbarkeit und Erweiterbarkeit sind an dieser Stelle hervorzuheben.

Mit DAHLEDOHR möchten wir zeigen, dass junges Produktdesign im Audiobereich neue Wege gehen kann.

Refubia – Urban Parasites

Im Rahmen des Kulturland Themenjahres „Baukultur“ wurde das Projekt „Urban Parasites“ des VulkanKunstWerke e.V.
gefördert. Innerhalb des Projektes sollten unter anderem mit Design-Studierenden der FH Potsdam, Objekte entwickelt
werden, die urbane Räume in Brandenburg revitalisieren sollen. Grundlage des Projektes war die Verwendung eines
neuen Fertigungsverfahrens, der robotergestützten großformatigen additiven Fertigung von Polymeren, um eine neue
Freiheit und Skalierung in der Fertigung von Objekten zu schaffen. Da wir in der Fertigung auf neue Medien wie Robotik
zurückgreifen, um dessen Potenzial für eine ökonomische und ökologische Fertigung on demand zu zeigen, wollten
wir auch für den Entwurfsprozess auf ein aktuelles aber umstrittenes Medium zurückgreifen und es evaluieren. Daher
haben wir für Entwicklung erster Design-Ideen auf die KI „Midjourney“ zurückgegriffen um über weitere Iterationen und
Anpassungen auf eine eigene Entwurfsidee zu kommen, die sowohl über CAD modellierbar als auch durch die robotergestützte
additive Fertigung herstellbar ist.
Refubia | Für das HBPG sollte ein Sitzobjekt für den Kutschstallhof entwickelt werden, welches sowohl Schatten spendet
als auch vor Regen schützt, bepflanzt werden kann und Platz für mehrere Personen bietet.
„Refubia“ ( von refugium – Zufluchtsort und -bia, aus der Biologie für : alle Lebewesen einschließend) wurde nach
diesen Anforderungen und mit Hilfe von KI entworfen und für die robotergestützte additive Fertigung entwickelt.

VIDE

Der Tod ist ein Tabu – und das Anonymisieren der Asche trägt in meinen Augen dazu bei, den Mythos und das Ungreifbare am Tod aufrecht zu erhalten. VIDE ist Latein und bedeutet sehen. Sehen heißt verstehen und dazu möchte VIDE mit echter Transparenz, in Form eines Glaselementes als Aschebehälter, beitragen und somit auch die Akzeptanz zum Thema der Trauerarbeit ansprechen. Als Tier- oder Humanurne erschafft VIDE ein Monument für die geliebten Verstorbenen.

Individualisierung:
• unterschiedliche natürliche
Musterung des Holzes
• eigene Gravur
• Farbvarianz bei Kugel
wählbar

Verpackung/Logistik
• maßangepasste, damit schmale,
platzsparende Verpackung, Pappe
• kombinierte Abstandshalterungen
• Schaumstoffeinheit für Schutz
der Glaskugel

sana

Kuschelkissen, Sofakissen, Sexkissen, Ringkissen, Stillkissen, Dekokissen, Seitenschläferkissen, Gesundheitskissen, Sitzkissen, Hundekissen … Kissenschlachten, Kissenburgen … aber kein Beerdigungskissen; Totenkissen; Abschiedskissen?
Das Kissen ist stetiger Unterstützer und Begleiter in unserem Alltag und bei nahezu allen entscheidenden Lebensabschnitten – Warum sollte ein Kissen uns und unsere tierischen Familienmitglieder dann nicht auch auf unserem letzten Weg begleiten oder die Angehörigen bei ihrer Trauerarbeit unterstützen? Denn gerade in schwierigen Zeiten nimmt ein Kissen einen großen Stellenwert ein: sich darin vergraben, hineinschreien oder – weinen erleichtert und trägt zur Heilung bei. sana ist Latein für heilen und das hat sich diese Urne auch zur Aufgabe gemacht. Als Human- oder Tierurne versteht sich sana als Begleiter und Tröster in einer emotional schwierigen Zeit. Ob zu Hause oder bei der Beerdigung, indem man sie einfach in den Arm nimmt, möchte sana die gängige Unantastbarkeit und Distanz von aufgebahrten Urnen brechen, um dem Verstorbenen nah zu sein. sana gibt Halt und schenkt den Trauernden die Möglichkeit einer letzten Umarmung der bzw. für die Verstorbenen.

Individualisierung:
• persönlicher Text
• Absenkbänder wahlweise
• skalierbar nach
Lebendgewicht
• Farbauswahl der Stoffe
(Pastelltöne: stilvoll,
gedeckt, der Thematik
angepasst)

Verpackung/Logistik
• recyceltes Plastik
• sehr flache, platzsparende
Vakuumverpackung, damit
günstig im Versand

Morari

Durch die Teilnahme am diesjährigen Themenjahr des Kulturlandes Brandenburg „Baukultur“ unter dem Projekt „Urban Parasites“ lag insbesondere im Gestaltungsprozess der Fokus auf der Umgestaltung und Revitalisierung urbaner Räume. Dies war für uns, drei Produktdesignstudent:innen der FH;P, der Ausgangspunkt für die Konzeption von Morari (lat. verweilen) in Kombination mit der Auseinandersetzung mit dem Ort „Haltestelle“.

Denn Haltestellen sind oft unzureichend ausgestattet. Trotz der bestehenden Strukturen an Überdachungen und Sitzgelegenheiten werden häufig die Geländer zu neuen Sitz- oder Lehnmölgichkeiten umfunktioniert.
Die Serie Morari setzt genau hier an und nutzt die genormten Haltestellengeländer als Dreh- und Ankerpunkt für das Verschlusssystem der Möbel.

Die Kollektion besteht aus verschiedenen Sitzmodulen, Lehnmöglichkeiten und Tischen. Je nach Belieben ist es nun möglich, in Gruppen oder alleine, im Sitzen oder im Stehen, mit oder ohne viel Gepäck an Haltestellen zu warten.
Abgeleitet durch das Herstellungsverfahren im 1-zu-1-3D-Druck-Verfahren mittels eines Kuka-Roboters und die Verwendung von Recyclaten entstand die amorphe Formgebung, welche der Serie einen individuellen Charakter verleiht und die Ästhetik der Haltestellen auflockert.

**Anmerkung: Ein Projekt, welches als Semesterprojekt an der Fachhochschule Potsdam began, aber sehr schnell in einem eigenen mündete. Teamprojekt von Klara Schneider (Benzstr. 13 14482 Potsdam), Valentina Lenk (Ansprechperson), Jesse Altmann (Posthofstraße 17a 14467 Potsdam)**