FORM(EN) OHNE FUNKTION

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit „FORM(EN) OHNE FUNKTION“ an der Fachhochschule Potsdam, habe ich mich kritisch mit dem Funktionalismus und den etablierten Regeln des Grafikdesigns auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist ein Buch, das mit einem spielerischen „Cadavre Exquis“-Ansatz „funktionslose Formen“ produziert und so die Beziehung von Form und Funktion hinterfragt. Es plädiert für Design, das Raum für Experimente, Vielfalt und ästhetische Ausdrucksformen lässt.

Durch die besondere doppelte Bindung des Buches und die Unterteilung der Seiten in vier voneinander getrennte Flächen, werden Buchstaben (als Formen mit klarer Funktion) von der blätternden Person dekonstruiert und zu bis zu 6,25 Millionen Formen (ohne klare Funktion) neu zusammengesetzt. Das Projekt versteht sich als Protest gegen normierte Gestaltung, als Hommage an das Ornament und als Einladung, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen.

Neben dem Buch, in dem die Formen analog generiert werden können, entstanden Plakate, ein Showreel und in Zusammenarbeit mit Jan Driescher ein Web-Tool (zu finden unter fohnef.xyz), das die „neuen Ornamente“ digital produzierbar und als Download für weitere Gestaltungsexperimente zugänglich macht.

Lesbisches Leben in der DDR

„Der Sozialismus kennt keine Randgruppen“ ist eine Sammlung aus Archivmaterial und Artikeln, die sich mit lesbischem Leben in der DDR beschäftigen und entstand in Kooperation mit dem Archiv des Schwulen Museum in Berlin. Das Buch ist jedoch kein Geschichtsbuch, sondern soll vielmehr einen Eindruck über das Leben lesbischer Frauen in Ostdeutschland zwischen Nachkriegszeit und Wiedervereinigung vermitteln. Das Buch gliedert sich chronologisch in vier Abschnitte und schildert anhand von Texten über Einzelpersonen und Gruppen die Lebensumstände homosexueller Frauen in der DDR. Das Layout orientiert sich am Titel und greift die – formal nicht existierende – Randgruppe als grafisches Störelement auf. Die Punkte auf dem Cover markieren Orte in der DDR, in denen lesbische Gruppen aktiv waren. Auf der Rückseite sind diese Orte namentlich genannt. Auf der vorderen Umschlagsklappe steht ein einleitender Text, der die Intention des Buchs beschreibt. Auf der hinteren Klappe steht die Erklärung zum Cover. Im Inhalt sitzen die verschmierten Seitenzahlen markant über den formalen Fußnoten und erzeugen so eine Irritation im Lesefluss und einen Bruch mit gängigen Layout-Konventionen.

Das Projekt entstand im Wintersemester 2023/24 im Kurs „Archiv und Narration“ an der FH Potsdam und wurde von Prof. Susanne Stahl betreut.

Vater der Gurken

„Vater der Gurken“ ist ein animierter Dokumentar-Kurzfilm von Samira Rehmert und Birte Rauch über eine deutsch-syrische Familie in den 1970er Jahren, die sich auf eine Reise nach Aleppo begibt, um in die Heimat des Vaters zurückzukehren.
Im Laufe des Films teilen zwei Familienmitglieder ihre Perspektiven und Erinnerungen an die Ausreise aus Deutschland nach Syrien, an die mehrtägige Reise, an die Ankunft in Aleppo, ohne ein Wort Arabisch zu sprechen, und an das Gefühl, in der schönen Stadt Aleppo ein Zuhause zu finden. „Vater der Gurken“ ist sowohl eine persönliche Familiengeschichte als auch ein zeitgeschichtliches Zeugnis von Lebensentscheidungen und Migration in den 1970er Jahren – im Gegensatz zu dem, was heute im westlichen Kontext oft über Migration diskutiert wird.

Die Geschichte des Films ist die Geschichte von Samiras Familie. Die Filmemacherinnen besuchten Samiras Mutter und Großmutter, die in verschiedenen Teilen Deutschlands leben, um Interviews mit ihnen zu führen. Dabei erhielten sie Einblicke in die persönlichen Erinnerungen und Fotoarchive der Familie. Diese Fotos werden im Film collagenartig eingebunden. Sie schaffen Authentizität und helfen bei der Erinnerung an ein unzerstörtes Aleppo, von dem es kaum noch öffentlich zugängliche Dokumente gibt.

Von unverputzten Fassaden und einem gebrochenen Schweigen

Von unverputzten Fassaden und einem gebrochenen Schweigen – eine fotografische und theoretische Auseinandersetzung mit der Nachkriegsgeneration in der DDR

Zwischen 1946 und 1964 wurden pro Jahr 1 bis 1,3 Millionen Menschen geboren, darunter meine Großmutter Ilona Weidemann. Aufgewachsen in Sachsen, zog sie in ihren 20er-Jahren in die geteilte Stadt Berlin, um sich ein eigenes Leben mit ihrer Familie aufzubauen. 50 Jahre später sitzen wir gemeinsam als Großmutter und Enkeltochter in ihrem Wohnzimmer im Osten Berlins und sind uns so nah wie noch nie. Als Autorin hinterlässt sie mir eine Kiste mit selbst geschriebenen Büchern. Uns bleibt nicht mehr viel gemeinsame Zeit.

In dem Fotobuch »Von unverputzten Fassaden und einem gebrochenen Schweigen« beleuchte ich die DDR-Nachkriegsgeneration anhand des Lebens meiner Großmutter. Durch die Verknüpfung von Reproduktionen aus dem Familien- und Stasi-Unterlagen-Archiv, Lyrik und Fotos von Ilona und meiner eigenen fotografischen Auseinandersetzung entsteht ein Bild, das Vergangenheit und Gegenwart vereint und gleichzeitig den Blickwinkel einer nächsten Generation hinzufügt. Die verschiedenen Zeitebenen, Bilder und Erzählstränge knüpfen Verbindungen zueinander und interagieren inhaltlich und visuell miteinander.

Orangenkistenplakate Buch

Fröhlich, farbig, fantastisch:
Die Welt auf der Orangenkiste,
Glanzlicht historischer Gebrauchskunst
Dirik von Oettingen

Die farbenfrohen Plakate, die einst die Stirnseite der hölzernen
Apfelsinenkisten aus Spanien zierten, um Handel und
Verbraucher zum Einkauf gerade dieser Orangen zu bewegen,
blieben damals wenig beachtet. Dabei hatten hervorragende
Künstler der Region Valencia über Jahrzehnte Tausende von
Orangenkistenplakaten
geschaffen, auf denen nicht allein Apfelsinen
in jeder denkbaren Rolle zu sehen waren.
Die Qualität dieser liebevoll und gekonnt mit Pinsel, Stift und
Feder geschaffenen Gebrauchsgraphik von damals sucht man
im Supermarkt von heute vergeblich. Auf den meist etwa
30 mal 40 cm großen Werken öffnen sich Bildwelten,
die Traditionen der Malerei, Populargraphik, Karikatur und des
modernen Designs miteinander verbinden.
Die Entdeckung dieser Bildkultur verdanken wir Sammlern
wie Dirik von Oettingen, der mit den hier gezeigten Beispielen
Einblick in seine großartige Sammlung gibt.

Topograph v0.0

Topograph v0.0 ist ein digitales Musikinterface, welches die Verbindung zwischen der Wahrnehmung von Ton und Haptik exploriert. 7 Individuell spielbare Bereiche der Skulptur sind Formen nachempfunden, welche Menschen aus verschiedenen ethnischen Hintergründen mit Toneffekten assoziieren. Diese Verbindung wurden in eigens durchgeführten Interviews herausgefunden, dokumentiert und später in eine holistischen Skulptur zusammengefügt.
Als Interaktives Ausstellungsstück erlaubt Topograph v0.0 einer Vielzahl von Besuchern das Explorieren von Ton und vermittelt Klangmanipulation auf intuitive und explorative Art und Weise.

Kneipenchorfestival

2025 hat sich der Potsdamer Kneipenchor (PKC) mit dem ersten eigenen Festival einen Traum erfüllt—und dafür ein Design geschaffen, das Gemeinschaft, Musik und regionale Identität in einer unverwechselbaren visuellen Sprache vereint. Unter dem Motto „Potsdam welcomes die Kneipenchor-Community“ stand das Erscheinungsbild für Offenheit, Lebensfreude und die verbindende Kraft des Chorsingens—der Kneipenchor-Spirit, sichtbar gemacht. Die Typografie zitiert das PKC-Logo, schwungvolle handgezeichnete Buchstaben transportieren Bewegung und Musikalität. Violett und leuchtendes Orange wirken aktivierend, optimistisch und schaffen hohe emotionale Wiedererkennung. Handgeschriebene Sprechblasen („aaahhh“, „uuuhhh“) übersetzen Klang in Bild und machen Musik erlebbar. Illustrierte Deko und Schaubilder (z.B. »Sightsinging«) unterstreichen den DIY-Charakter unseres Festivals: handgemacht, nahbar, charmant. Das Design war nicht nur ästhetisch, sondern funktional und nachhaltig: Alle Materialien wurden lokal produziert, Fairtrade-Textilien vor Ort handbedruckt. Durch klare Wiedererkennbarkeit auf Bühnen, Plakaten, Merchandise und Social Media entstand ein konsistentes Markenerlebnis, das nicht nur Identifikation und Gemeinschaft sondern auch die Strahlkraft Potsdams förderte. Über 700 Sänger*innen aus ganz Deutschland reisten an, belebten Potsdams Innenstadt und trugen mit gebrandeten Wegweisern im Kneipenchor-Design das Festivalbild durch die Stadt und später in ihre Heimatorte. So wurde das Design zu einem Symbol für Vernetzung und kulturellen Austausch: nahbar und voller Kneipenchorliebe.

Capsule Wardrobe App

Die Masterarbeit mit dem Titel „User Experience Design am Beispiel einer Capsule Wardrobe App“ beschreibt, wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung in einer nutzerzentrierten App zusammengeführt werden können. Ziel ist es, durch ein ansprechendes App-Design das Verständnis für nachhaltige Mode zu fördern und das Konsumverhalten langfristig positiv zu beeinflussen.

Die App bietet Inspiration durch zeitlose Outfits nachhaltiger Marken, ermöglicht das Integrieren vorhandener Kleidungsstücke und schlägt bei Bedarf Second-Hand-Alternativen vor. Nutzer:innen erstellen so eine individuelle Capsule Wardrobe für die jeweilige Jahreszeit, mit deren Hilfe die Anzahl der Kleidungsstücke reduziert und die Kombinationsmöglichkeiten maximiert werden können. Ergänzend vermitteln Wissensbeiträge, was nachhaltige Marken ausmacht und wie bewusstes Shopping funktioniert. Ein klar strukturiertes, ästhetisches Interface sorgt für Freude an der Nutzung und stärkt die emotionale Bindung zur App.

Der iterative Entwicklungsprozess mit Design Sprints und Zielgruppen-Tests sichert eine passgenaue Umsetzung. Die Masterarbeit zeigt, wie Design gezielt Brücken schlagen kann, zwischen fehlendem Verständnis, digitaler Innovation und praktischer Umsetzung nachhaltiger Mode.

URBN HOOP® – Streetballkorb

URBN HOOP® – Mehr als ein Korb, ein Statement.
Der URBN HOOP® wurde in Brandenburg entwickelt, um Streetball neu zu denken – als Verschmelzung von Ingenieurskunst, Design und Kultur. Herkömmliche Netze reißen, verhaken sich oder fehlen ganz. Der URBN HOOP® löst dieses Problem mit einem patentangemeldeten, reibungsfreien Netzsystem aus eigens entwickelten Seilkonnektoren und Ellipsenknoten. Das Paracord-Netz wird präzise geführt, verschraubt und erzeugt den typischen Swish-Moment – klar, kraftvoll und dauerhaft spürbar.
Das Design folgt architektonischer Logik: minimalistisch, präzise und kompromisslos funktional. Seine Formsprache ist reduziert, urban und auf Langlebigkeit angelegt. Auch die Verpackung ist Teil des Konzepts – mehr Objekt als Umhüllung. Sie schützt beim Transport und soll bewusst weiterverwendet werden, nicht im Abfall enden.
Über den Online-Customizer lassen sich Farb- und Designvarianten individuell gestalten, was Architekt:innen, Vereinen und Städten neue Möglichkeiten der Einbindung eröffnet. Die modulare Halteplatte ermöglicht die Adaption an nahezu jede Anlage weltweit und macht den URBN HOOP® zu einem universell einsetzbaren System.
URBN HOOP® steht für Haltung: nachhaltiges Produktdesign mit kultureller Relevanz. Die gezeigte Kintsugi-Edition ist Teil der URBN HOOP® ART-Serie – eine nicht bespielbare, künstlerische Variante, die die gestalterische Vielfalt und symbolische Kraft der Marke verdeutlicht. We didn’t reinvent the basketball hoop – we reinvented the streetball hoop. ISPO Award 2025 – Winner.

Die Symphonien Gustav Mahlers

Die Mahler Edition vereint Einspielungen der Berliner Philharmoniker aus den letzten zehn Jahren. Zu erleben sind die neun vollendeten Symphonien und das Adagio der Zehnten, dessen Aufführung unter der Leitung von Claudio Abbado zum 100. Todestag Mahlers zu den Highlights zählt.

Die exklusive, auf 1.000 Stück limitierte Vinyl-Box beinhaltet 17 Schallplatten und ein hochwertiges Buch über das Leben und Werk von Gustav Mahler.

Mahlers Musik steht für die Conditio humana – die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod, Freude und Leiden, Liebe und Einsamkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Kein Bild repräsentiert diesen Zustand für mich besser als Blue Marble – ein Foto, das amerikanische Astronauten von der Erde gemacht haben. Der amerikanische Künstler Robert Longo hat dieses Foto 2012 fotorealistisch abgezeichnet und mir war klar, dass diese Arbeit das Cover für die Mahler-Edition sein muss. Es gibt diese Geschichte, dass ein Astronaut zum anderen sagte: »Hey, dreh dich mal um, schau mal: die Erde.« Ihr Auftrag war es eigentlich, den Mond zu fotografieren. Und dann waren sie alle ganz erschlagen von der Schönheit ihres eigenen Planeten. Dieses Phänomen wird Overview-Effekt genannt: Der Anblick der Erde aus dem All ruft ein Gefühl tiefer Ehrfurcht und Verbundenheit hervor, woraus ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt resultiert. Und die Natur war für Mahler ja ein zentrales Sujet.