Von unverputzten Fassaden und einem gebrochenen Schweigen – eine fotografische und theoretische Auseinandersetzung mit der Nachkriegsgeneration in der DDR
Zwischen 1946 und 1964 wurden pro Jahr 1 bis 1,3 Millionen Menschen geboren, darunter meine Großmutter Ilona Weidemann. Aufgewachsen in Sachsen, zog sie in ihren 20er-Jahren in die geteilte Stadt Berlin, um sich ein eigenes Leben mit ihrer Familie aufzubauen. 50 Jahre später sitzen wir gemeinsam als Großmutter und Enkeltochter in ihrem Wohnzimmer im Osten Berlins und sind uns so nah wie noch nie. Als Autorin hinterlässt sie mir eine Kiste mit selbst geschriebenen Büchern. Uns bleibt nicht mehr viel gemeinsame Zeit.
In dem Fotobuch »Von unverputzten Fassaden und einem gebrochenen Schweigen« beleuchte ich die DDR-Nachkriegsgeneration anhand des Lebens meiner Großmutter. Durch die Verknüpfung von Reproduktionen aus dem Familien- und Stasi-Unterlagen-Archiv, Lyrik und Fotos von Ilona und meiner eigenen fotografischen Auseinandersetzung entsteht ein Bild, das Vergangenheit und Gegenwart vereint und gleichzeitig den Blickwinkel einer nächsten Generation hinzufügt. Die verschiedenen Zeitebenen, Bilder und Erzählstränge knüpfen Verbindungen zueinander und interagieren inhaltlich und visuell miteinander.